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wie ich Brasilien sehe
erschien auch bei der "draußen" in Münster:

„Wie ich Brasilien sehe“…..

 

Nun möchte ich ihnen meine Erlebnisse und wie ich Brasilien- das fünftgrößte und ethnienreichste Land der Welt erlebt habe ,etwas näher bringen und zeigen, dass Brasilien eben nicht nur FUSSBALL;SAMBA;KARNEVAL UND NACKTE FRAUEN ist.

 

Wenn ich an Brasilien denke,fallen mir zuerst die Disparitäten auf: zwischen Arm und Reich, Land und Stadt, Norden und Süden, Weißen und Schwarzen. In keinem Land der Welt sind diese Unterschiede so krass wie dort. Was historisch gesehen auch mit dem Sklavenhandel zusammenhängt. Dadurch gibt es kaum einen Mittelstand .Soziale Einrichtungen und Hilfe vom Staat sind rar.

Es gibt zwar die „Bolsa familia“ ,die der amtierende Präsident Lula da Silva eingeführt hat und sich damit brüstet. Doch den wirklich Armen hilft selbst das nicht, weil es nicht bis zu ihnen durchsickert.

Mit dem Thema Spenden und Hilfe aus Deutschland gehe ich sehr kritisch um. Zum einen wegen der Bürokratie- zum andern darf bei Schwellenländern wie Brasilien nicht der Eindruck entstehen, Entwicklungshilfe bestünde darin passiv zu sein und sich aus dem Sumpf ziehen zu lassen. Um das bilaterale Element zu betonen spricht man heutzutage politisch korrekt von Entwicklungszusammenarbeit.

Kürzlich hatte ich im Wohnheim mit den Mädels von meinem Flur eine heiße Diskussion.

Es ging um Spenden vor Weihnachten. Eine meiner Mitbewohnerinnen, die auch schon längere Zeit im Ausland war  und ich meinten beide, dass dies reiner Eigennutz sei um sein allzu schlechtes soziales Gewissen vor Weihnachten zu befriedigen und das Gefühl zu haben mit Gott und der Welt im Reinen zu sein. Die anderen meinten ob es ein Fehler sei etwas Gutes zu tun und sich dabei gut zu fühlen? Eine schwierige Frage mit der der Philosoph Kant sich bereits beschäftigt hat.

Das beste Beispiel ist für mich eine brasilianische Freundin, die aus der Mittelschicht kommt. Sie ist mit mir nach Deutschland gekommen und macht Au pair in der Nähe von Stuttgart.

Ihre Schwester bat sie ihr von ihrem Au pair Gehalt in Deutschland einen Laptop und einen iPod  zu kaufen. Meine Freundin antwortete: „Liegt in Deutschland das Geld etwa auf der Straße?

Ich muss es mir hart verdienen“.

Das ist genau der Eindruck, den die Menschen auf der Südhalbkugel bekommen, wenn man sie mit Spenden und Geschenken überhäuft. Besser ist immer noch Hilfe zur Selbsthilfe…..

 

Das Gesundheitssystem ist ebenso eine Katastrophe, da es zwar eine kostenlose Grundversorgung gibt, aber Krankenhausaufenthalte oder ähnliches muss der Patient privat bezahlen. Vor einigen Tagen erreichte mich eine Hilfemail von einem der Brüder, mit denen ich in Alagoinhas zusammengearbeitet habe. Er berichtete von einer 23jährigen Mutter mit 5 Kindern. Die Mutter und einige der Kinder sind auf Grund eines genetischen Fehlers blind. Zwei der Kinder kurz davor zu erblinden. Die Ärztin im Krankenhaus von Salvador meinte, es grenze an ein Wunder, wie diese Mutter unter all den prekären Umständen in der Lage sei den Alltag zu meistern. In Deutschland hätte die Krankenversicherung ohne weiteres eine so dringend nötige Augenoperation bezahlt. Wer aber in kein Geld hat,hat verloren.

Wenn ich so etwas höre ,betrifft mich das immer sehr. Auf den ersten Blick wird schon bei der Beantragung des Visums deutlich, dass in Brasilien mindestens genauso viel Bürokratie herrscht, diese aber wesentlich chaotischer ist.

 

Ein weit verbreitetes Vorurteil ist, dass alle Brasilianerinnen so wie an Karneval in Rio halb nackt auf der Straße herumlaufen.

Erstens ist auch hier Karneval nicht gleich Karneval. Ähnlich wie hierzulande der Kölner  Karneval und die alemannische Fasnet, gibt es auch dort deutlich regionale Unterschiede.

Zweitens laufen Brasilianerinnen höchstens am Strand in sehr knappen Bikinis herum, aber FKK wäre undenkbar und man macht sich damit als Tourist auch nicht gerade beliebt.

 

90% der Brasilianer sind Katholiken. Brasilien wird manchmal auch das katholischste Land der Welt bezeichnet, aber man muss dazu sagen ,dass viele Brasilianer mittlerweile auch keine praktizierenden Christen mehr sind. Außerdem ist die Zahl der evangelikalen und Pfingstkirchen erschreckend gestiegen, gerade in den Favelas geht man gerne auf Seelenfang.

Interessant ist aber auch, dass es durch die Vielfalt an Ethnien,  besonders in Salvador zu einer Vermischung von afrikanischem Glauben und Christentum gab.In der Theologie spricht man von Synkretismus. Diese Art Religion nennt man Candomblé.

Afrikanische Gottheiten und katholische heilige wurden vermischt und Götterboten sogenannte Orishas tanzen oder bringen den Göttern Opfer.

Bei solchen Sitzungen darf man als Tourist gern teilnehmen, sollte aber aus Reinlichkeitsgründen weiß gekleidet sein.

 

Was als Tourist auch auffällt ist, dass jedes  Haus eingemauert und mit Stacheldraht oder Scherben auf den Mauern bestückt ist. Die Sicherheitslage ist ein Problem, wird von Touristen oft aber auch überbewertet. Auch in Deutschland kann man auf offener Straße überfallen werden, es ist vor allem eine Frage wie man sich als Tourist gibt.

 

Fußball das Thema Nummer eins. Es gab einmal eine Studie die zeigte, dass wenn die Brasilianische Nationalmannschaft spielt Überfälle und Straftaten massiv zurückgehen und das Land still steht, weil alle vor ihren Fernsehern sitzen. Die sind übrigens Statussymbol und gibt es in jeder noch so armen Hütte.

Ich bin ja mal sehr gespannt auf die Fußballweltmeisterschaft- „Copa do mundo“ 2014 in Brasilien. Bis dorthin soll sich auch noch viel an infrastrukturiellen Maßnahmen tun.

Das wichtigste was politisch getan werden müsste, ist aber eine schon lang ausstehende Landreform, die die Landflucht in die Städte und deren Ursachen an den Wurzeln packen müsste. Die Wasserknappheit im Brasilianischen Nordosten, Hungersnöte (ein Viertel aller Brasilianer hungern) und ökologische Landwirtschaft. Vor allem muss verhindert werden, dass zu Gunsten der Monokulturen  und Viehzucht weiterhin das Ökosystem Amazonas vernichtet wird.

Generell ist Ökologie und Umweltbewusstsein ein sehr großes Problem, da diese noch kaum vorhanden ist. Müll wird einfach auf die Straße oder grüne Wiese geworfen und verbrannt.

Ein weiteres Problem ist, dass in Supermärkten für jede Kleinigkeit Plastiktüten verwendet werden. Dem wurde diese Jahr juristisch entgegengewirkt, in dem man ein Gesetz gegen Plastiktüten einführte und Alternativen zum Beispiel Stofftaschen immer mehr etablieren will.

 

 

 

Beitrag Annalena Koch

 

 


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